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Kaffeeküche, Verkaufsraum und Bedürfnisanstalt, 1928-00-00Kaffeeküche, Verkaufsraum und Bedürfnisanstalt, 2014-07-17

um 1928

17. Jul 2014

Kaffeeküche, Verkaufsraum und Bedürfnisanstalt

Zum Häuschen am Weimarer Busbahnhof in der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße schreibt Oliver Trepte in seinem Aufsatz »Historiographie des Alltäglichen – Architektur und Städtebau des Stadtbauamtes Weimar aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts«:

(…) Nachdem die kleinen und unauffälligen Pissoirs im 19. Jahrhundert noch der männlichen Miktion vorbehalten gewesen waren, bildeten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend Vollanstalten mit Sitztoiletten für beide Geschlechter als eine neue Gattung städtebaulicher Kleinarchitektur heraus. Nur selten sind diese profanen Bauten erhalten oder stehen gar bis heute in Betrieb, gleichwohl existiert in Weimar noch ein einziges Beispiel einer solchen historischen Alltagsarchitektur, die sich bis zum heutigen Tag in Benutzung befindet: Es handelt sich dabei um das kleine Häuschen in der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 1, das 1911 als »Bedürfnisanstalt« gebaut und 1919 zur »Kaffeeküche« erweitert wurde.

Die traditionalistische Architektur ist in ihrer originalen Kubatur erhalten und setzt sich aus zwei länglichen eingeschossigen Baukörpern zusammen, die von einem hoch aufragenden Walmdach mit Fußwalm zu einer Einheit verbunden sind. Hingegen sind der Zugang, die Fenster- und Türöffnungen und die Raumaufteilung nach mehreren Sanierungen inzwischen grundlegend verändert. Städtebaulich fügt sich die Kleinarchitektur unauffällig in den von Großbauten geprägten Stadtraum um den Sophienstiftsplatz ein – eine Qualität, die hier, wie so oft, keine Beachtung findet.

Trotz des zentrumsnahen Standorts am Rande der Altstadt und gerade einmal 200 Meter vom wohl berühmtesten Platz mit dem ikonischen Dichterstandbild entfernt, fristet der Bau heutzutage ein totales Nischendasein und ist der öffentlichen Wahrnehmung weitestgehend entzogen. Obwohl die Anlage weiterhin als Imbiss und Toilette in Benutzung steht, scheint die Substanz der Verwahrlosung und Nichtbeachtung hingegeben. (…)

Vollständiger Text hier. Herzlichen Dank an den Autor für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

Quelle: Trepte, Oliver: »Historiographie des Alltäglichen: Architektur und Städtebau des Stadtbauamtes Weimar aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts«, in Engelberg-Dočkal, Eva von, Hönig, Svenja und Herold, Stephanie (Hrsg.): Alltägliches Erben, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2023 (Veröffentlichungen des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e. V., Band 32), S. 92–101.
https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1254.c17568

Foto (um 1928)

unbekannt, aus »Neue Stadtbaukunst. Weimar«, August Lehrmann 1928 (Abb. 64)

Foto (17. Jul 2014)

Alexander Rutz

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